Zahlen, Daten, Fakten - Zur Situation junger Geflüchteter

Plakat "Refugees welcome"

Foto: flickr/Rasande Tyska | (CC BY-NC 2.0)

Von wo fliehen Kinder und Jugendliche nach Europa und nach Deutschland? Wie sehen die Fluchtbewegungen weltweit aus? Warum fliehen Kinder, Jugendliche und Erwachsene? Wie stellt sich die Situation in Deutschland dar? Mit aktuellen Zahlen, Daten, Fakten, insbesondere zur Situation junger Geflüchteter will die aej informieren und Argumentationshilfen anbieten. Denn es kursieren unglaublich viele Zahlen zum Thema und je nach politischer Ausrichtung werden die unterschiedlichsten Zahlen herangezogen und für die eigenen Zwecke gedeutet.

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Von wo fliehen Kinder und Jugendliche nach Europa und nach Deutschland?
In Deutschland stammt der überwiegende Teil der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan, Eritrea und dem Irak. Unter den begleiteten jungen Menschen stammen große Teile aus Syrien, dem Irak und Afghanistan (Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) 2015). Bei den minderjährigen Asylantragsteller*innen ist von den unter 16-Jährigen knapp die Hälfte weiblich. Von den 16- bis 18-Jährigen sind nur etwa 20 Prozent weiblich (BAMF 2015). Geringer fällt der Anteil der weiblichen unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge aus: Acht Prozent (Kinder- und Jugendhilfestatistik 2015).

Wie sehen die Fluchtbewegungen weltweit aus?
Aktuell hat die Zahl der Geflüchteten zum ersten Mal nach dem 2. Weltkrieg weltweit 60 Millionen überschritten. Die Hälfte davon sind Kinder – der höchste Anteil im letzten Jahrzehnt.
Die überwiegende Mehrheit bilden dabei rund 34 Millionen sogenannte Binnenvertriebene (Internally Displaced Persons – IDP).
Sie fliehen innerhalb ihres eigenen Landes, ohne dabei internationale Landesgrenzen zu überschreiten.
Die Staaten, die derzeit weltweit am meisten Geflüchtete aufnehmen, sind die Türkei, Pakistan, Libanon, Iran, Äthiopien und Jordanien (Stand Ende 2014).
Laut UNICEF (Dezember 2015) war jede*r dritte Geflüchtete, der/die im Oktober 2015 an der Grenze zwischen Griechenland und Mazedonien registriert wurde, minderjährig. Im Juni 2015 waren etwa 10 Prozent der Asylsuchenden Kinder. Im Laufe des Jahres 2015 hat sich dieser Anteil auf 20 Prozent verdoppelt. Dabei hat auch die Zahl der Kinder zugenommen, die ohne Begleitung von Verwandten oder andern Erwachsenen auf der Flucht sind.

Warum fliehen Kinder, Jugendliche und Erwachsene?
Ein wesentlicher Grund für den Anstieg der Anzahl der Geflüchteten ist der Bürgerkrieg in Syrien, der im fünften Jahr tobt. Mittlerweile haben die Menschen dort die Hoffnung auf eine baldige Rückkehr und schnelle Besserung der Situation verloren. Vielmehr wird das Ausmaß der Zerstörung in Syrien immer schlimmer, das Assad-Regime bombardiert Zivilisten aus der Luft mit Fassbomben und der "Islamische Staat" hat eine Terrorherrschaft aufgebaut, die auch viele Iraker*innen zur Flucht zwingt.
Aus Eritrea fliehen Menschen, weil sie in einer der repressivsten Diktaturen der Welt leben. Bürgerrechte, Meinungsfreiheit oder gar Wahlen gibt es nicht. Willkürliche Internierung in Straflagern, sogar Erdlöchern oder Schiffscontainern sind dokumentiert. Der Militärdienst beginnt mit dem letzten Schuljahr; bis zum Alter von 50 Jahren gelten alle Männer als Reservisten, die jederzeit eingezogen und als Milizionäre oder Zwangsarbeiter verpflichtet werden können.
Viele Asylsuchende kamen 2015 auch aus den Balkanstaaten. Im Februar waren es überwiegend Kosovo-Albaner. Kurz zuvor hatten sich in deren Land die beiden eigentlich tief verfeindeten großen Parteien zu einer Regierung zusammengefunden. Das werteten die Menschen als Zeichen, dass die politische Klasse das Land weiter ausbeuten wolle und an eine Besserung der sozialen Lage nicht zu denken ist. Ähnlich gelagert ist die Situation in Mazedonien, Serbien und Bosnien.

Wie stellt sich die Situation in Deutschland dar?
Rund ein Drittel aller nach Deutschland einreisenden Geflüchteten  sind Kinder und Jugendliche. Nach Schätzungen leben mehr als 65.000 Flüchtlingskinder mit unsicherem Aufenthaltsstatus in Deutschland – überwiegend mit ihren Familien, zum Teil aber auch ohne Begleitung .
Im Zeitraum Januar bis Oktober 2015 haben 101.560 Minderjährige einen Asylantrag in Deutschland gestellt (BAMF). Nach Angaben der Bundesländer befanden sich Ende 2015 rund 60.000 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (UMF) in der Obhut der Kinder- und Jugendhilfe – nicht alle stellen einen Asylantrag. Schätzungen gehen davon aus, das Ende 2015 160.000 minderjährige Flüchtlinge in Deutschland leben - Tendenz steigend. Ein Großteil reiste in Begleitung ihrer Eltern ein.

Flucht übers Mittelmeer
Im Dezember 2015 wurde von der Internationalen Organisation für Migration (IOM) festgestellt, dass die Gesamtzahl der über das Mittelmeer geflohenen Menschen auf mehr als 870.000 angestiegen ist. Seit Januar 2015 steigt die Gesamtzahl weiter.
Im Mittelmeer sind im Jahr 2015 annähernd 3650 Menschen umgekommen. Rund ein Drittel (28 Prozent) davon waren laut UNICEF und IOM Mädchen und Jungen im Alter bis zu 17 Jahren. Fünf Prozent waren jünger als zwei Jahre.

Weitere Zahlen und Fakten 2015 auf der Website von Pro Asyl
www.proasyl.de/de/themen/zahlen-und-fakten

Quellen
UNICEF-Studie „In erster Linie Kinder. Flüchtlingskinder in Deutschland“ (9/2015)
www.unhcr.de

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Corinna Hirschberg

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